Materialien zum Workshop Chor-Improvisationen
Referent: Udo Petersen, Hamburg
Vorbemerkung: Dieses Handout ist eine Erinnerungsstütze für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Workshops. Wesentlich sind das eigene Erleben, die eigenen Erfahrungen mit den Improvisationen und die gemeinsame Reflexion. Diese sollen erste Schritte auf dem Weg sein, mit einem Chor zu improvisieren, und zwar in einer Weise, die der eigenen Person, der konkreten Gruppe und dem konkreten Kontext entspricht und angemessen ist.
Ich bin in meiner Arbeit beeinflusst von der Auseinandersetzung mit der Arbeit Heinrich Jacobys[1] und von Gunnar Eriksson[2]
1. Klangflächenimprovisationen: Individuell im Gesamtklang
Stehen und Wahrnehmen
Zu Beginn ist es notwendig, eine Atmosphäre der Sammlung und der Offenheit entstehen zu lassen. Die Wirrnis der Gedanken muss sich etwas legen, die Fokussierung auf das gemeinsame Klingen muss entstehen können.
Geschlossener Mund, Öffnen: Was entsteht?
Aus der Sammlung kommen die ersten Klänge, ein Summen, ein Brummen und dann, mit der Öffnung des Mundes die ersten Vokalimprovisationen. Hier weitet sich der Fokus zunehmend aus der Orientierung am eigenen Klang hin zum eigenen Klang im Zusammenspiel mit denen der Anderen. Dazu verschiedene Versuchsanordnungen:
Drei Atemzüge auf jeweils einem Ton, dazwischen Stille
Drei Atemzüge Klingen mit Tonwechseln
[1] Jacoby, Heinrich: Jenseits von musikalisch und unmusikalisch. Hamburg 1984.
[1]. Eriksson, Gunnar: Kör ad lib. Bla. und Grön. Bo ejeby Förlag. http://www.ejeby.se
Wie klingen die Wechsel? Was entsteht?
Aus dem Chaos in einen gemeinsamen Klang
Aus dem gemeinsamen Klang entfernen
Melodien vollenden (3 Ansätze): Der Vorsänger singt eine Phrase, der Chor vollendet. Was entsteht? Wie unterscheiden sich die 3 Versuche voneinander?
1. Akkordgebundene Improvisationen individuell
Andalusische Kadenz (am, G, F, E)
La Folia (a, E, a, G, C, G, F, E)
2. Improvisationen in der Stimmgruppe
Groove im Kreis
Der Chor stellt sich in Stimmgruppen im Kreis auf. Der Bass beginnt mit einem gemeinsamen Pattern und loopt diesen, bis eine Vierstimmigkeit dadurch entstanden ist, dass die anderen Stimmen sukzessive Pattern hinzufügen. Danach können die Stimmen ihre Pattern verändern, sich aufsplitten. Es kann Soli geben usw. Erlaubt ist, was gefällt.
Klinghagen (eine Versuchsanordnung von Gunnar Ericsson)
Chor verteilt sich nach Stimmengruppen getrennt im Raum. Jede Stimme bestimmt eine Vorsängerin/einen Vorsänger. Diese steht hinter der Stimmgruppe und singt einen Ton. Die Stimmgruppe übernimmt diesen Ton und singt ihn mit einem leichten crescendo. Ist der Atem verbraucht, kommt ein neuer Ton. So bewegt sich der Chor vierstimmig musikalisch im Raum. Es entstehen freie, vierstimmige Klangflächen.
3. Reflexion
Was braucht es, um ins Improvisieren zu kommen?
Atmosphäre: Bei sich sein, Ruhe, Gelassenheit, Interesse an der Musik und aneinander
Vertrauen: ich kann singen und etwas ausprobieren, ohne ausgelacht oder abgelehnt zu werden.
Sicherheit: Jeder „Fehler“ muss gemacht werden, es gibt nämlich keinen.
Klarheit: Beliebigkeit führt zur Verunsicherung
Ausgewogenheit zwischen dem Fokus des einzelnen Improvisierenden und dem Gesamten
Rückmeldung von Außen: Aufnahmen, „Spione“, der Wechsel zwischen Publikum und Chor
Spaß: am Singen, am Improvisieren und Ausprobieren!
Was immer ihr ausprobiert und entwickelt. Viel Spaß dabei. Ich freue mich über kurze Rückmeldungen per Mail: Udo.Petersen@t-online.de